Steht man heute vor dem Lustgarten, denkt man nicht unbedingt an Romantik, Liebe und Lust. Die Grünfläche vor dem Alten Museum mit seinen Exponaten der Antikensammlung wirkt eher karg und leer, und doch gehört der Lustgarten zu den traditionsreichsten Plätzen der Stadt. Die Fläche bestand nicht immer ausschließlich aus Rasenflächen und ein paar Wegen. 1646 wurde das Areal, welches zu der Zeit der königliche Küchengarten war, nach holländischem Vorbild zu einem echten Lustgarten mit Blumenbeeten, Gewürzgarten und Orangerie umgestaltet. Die ersten Kartoffeln Berlins kamen aus den Beeten dieses Gartens. Auf dem nun auch öffentlich zugänglichen Areal gab es zahlreiche Statuen, Pavillons, Fontänen und Lusthäuser, weshalb die Anlage zu einem der beliebtesten Plätze der Stadt wurde.
König Friedrich Wilhelm I. (auch „Soldatenkönig“ genannt) konnte dem Lustgarten in dieser Form allerdings nicht viel abgewinnen und ließ den Platz in einen Paradeplatz für seine Soldaten umwandeln. Die Beete und Grünflächen mussten einem staubigen Sandplatz weichen, was 1790 allerdings wieder rückgängig gemacht wurde. Der Lustgarten wurde wieder für seinen ursprünglichen Zweck hergerichtet, dem Wandeln und Verweilen, und erhielt in den 1830er Jahren schließlich auch die markante Granitschale, die noch heute dort steht. Zu der Zeit wurde in dem heutigen Gebäude des Alten Museums das Königliche Museum eingeweiht, das mit der Granitschale vor der großen Freitreppe optisch aufgewertet werden sollte.
Wie bei vielen Plätzen und Gebäuden an prominenter Stelle, gingen auch am Lustgarten der Zweite Weltkrieg und die Teilung Deutschlands nicht spurlos vorbei. Die Nationalsozialisten pflasterten den Platz 1934 ein und machten ihrerseits Platz für die eigenen Truppen. Nach dem Krieg wurde das Areal Teil des neuen Marx-Engels-Platzes, für Kundgebungen und Aufmärsche genutzt und diente zwischenzeitlich als Parkplatz. Nach der Wiedervereinigung wurde das Gelände wieder in Lustgarten umbenannt und in eine Grünanlage umfunktioniert.